Am Steinhuder Meer war ich schon mal in meinem früheren Dasein. Habe damals schon nicht gewusst, warum die große Pfütze Meer genannt wird. Aber egal, Hauptsache das am Ende der Tour Wasser da war und wir segeln konnten. Die Crew hatte sich auf diesen langen Weg gemacht, weil sie dachten, dass es am Steinhuder Meer in der Regel mehr Wind gibt und die Wahrscheinlichkeit dort größer ist mal ein längeren Trapezschlag zu segeln, als auf meinem 400 Meter breitem Heimattümpel. Naja, das war nicht der einzige Grund, denn in dieser Woche gab es außerdem in Hannover ein Springsteen Konzert. Deshalb wurden auch gleich ein paar Tage Urlaub mit eingeplant. Die Fahrt nach Steinhude war zunächst sehr schön. Es ging zuerst per Landstraße durch die Eifel und wurde aber später dann doch etwas langweilig weil wir im strömenden Regen über die Autobahn gegurkt sind. In Wunstorf abgekommen, bezog die Crew Quartier in einem klitzekleinen Ferienhäuschen direkt am Meer mit eigenem Steg- zugang. Das Häuschen war wirklich klein und wurde mit einem Holzofen beheizt. Dafür war die Lage aber traumhaft: Seeblick und ich im Wasser am Steg. Zum Slippen gingen wir um die Ecke in die Nachbarstrasse zum Segel-Club Steinhuder Meer e.V. Mit dessen Vorsitzenden Sven hatte die Crew zuvor Kontakt aufgenommen. Ich durfte dort geslippt werden und konnte auch die Nächte auf dem Clubgelände verbringen. Das war mir auch viel lieber als Nachts alleine am Steg angebunden zu sein. Am nächsten Tag war der Regen verschwunden und ich wurde bei strahlendem Sonnen schein aufgebaut. Leider war Ententeich, kein Lüftchen wehte. Die Crew startete eine Ausflug per Cabrio und erkundete die Gegend rund ums Meer und ich konnte in der Sonne den ganzen Autobahnregen wegtrocknen, auch gut. Abends gab es einen herrlichen Sonnenuntergang über dem Meer. Am nächsten Tag war auch fast Null Wind aber wir segelten trotzdem morgens früh zu Inselfestung Wilhelmstein. Wir waren das einzigste Schiff auf dem Meer und sind unter Spi ganz langsam und lautlos zur Insel gesegelt. Kein Kräuseln war auf dem Wasser zu sehen. Ich zog mit meinem Kielwasser einen feinen Strich durch den See. Die Crew wunderte sich noch lange wieso der Spi stand und wir Fahrt gemacht hatten. Ich weiß es, ich habe ganz einfach den Hauch von Wind gefangen und bin gelaufen. born to run eben. An der Festung angekommen wurde angelegt und meine Crew hat ne Inselbesichtigung unternommen und einige Bilder davon gemacht. Lecker Kaffee gab’s da auch noch, hab ich gehört. Ich hab mir die Zeit mit den Auswanderern vertrieben, die direkt neben mir angelegt hatten. Die Auswanderern sind gaffelgetakelte Holzjollen mit Plattboden, nicht gerade schnell aber enorm tragfähig. Als die ankamen und ein paar Touristen auf der Insel abluden war es auch endlich etwas los. Zuvor war die Crew alleine auf dem Gelände. Nach dem Rundgang und der Stärkung kam dann etwas Wind auf, so dass wir die Insel mehrmals umrunden konnten. Mein erstes Selfie ist dann auch dort entstanden. Auf der Insel gibt es u.a. ein Glashaus und ein Spiegelhaus. Wir sind am Spiegelhaus vorbei gesegelt und haben uns selbst fotografiert. Dann ging es noch ein paar Schläge über den ganzen See und der Tag war schon zu Ende. Am nächsten Tag war Regen mit Wind und so hohen Wellen, dass sie über die Uferböschung schlugen. Das war eigentlich für die noch unerfahrene Crew ein bisschen zu viel des Guten, aber wir wagten es trotzdem. Wir fuhren raus aufs Meer und kämpften wie die Löwen gegen Wind und Wellen. Bald waren wir alle nass bis auf die Knochen, die Gischt spritze bei jeder Welle über mein Deck und ich hatte bald den Bauch ziemlich voll mit Wasser. Bei einigen Wenden konnte ich die Kenterung gerade so vermeiden. Ich wollte auf keinen Fall meinen Mast in den schlammigen Untergrund des sehr flachen Sees stecken, das kann bei dem Wellengang böse enden. Wir hatten aber alle eine Menge Spaß und haben einige sehr schöne kilometerlange Trapezschläge gerockt. Fix und fertig aber glücklich sind wir dann auch wieder in Wunsdorf gelandet. Ich war selbst erstaunt, dass nach all den Jahre Ruhepause alles noch so tadellos funktionierte und nichts kaputt ging. Die Crew hatte noch keine gescheite Segelkleidun,g so dass sie, als ich abgeriggt war, durchgefroren Ihren Ofen anmachten und sich den Rest des Tages wärmen mussten. Der Regen hörte auch nicht mehr auf und ich war auch froh, dass ich nicht mehr raus musste. Am nächsten Tag war wieder Schönwetter-Segeln angesagt und wir verbrachten fast den ganzen Tag auf dem Wasser. Abends stand ich auf der Wiese und die Crew machte sich auf nach Hannover. Dort gab Bruce sein mittlerweile legendäres „Free Beer in Hannover“ Konzert. Es war so eine tolle laue Nacht. Die beiden kamen lange nach Mitternacht bestens gelaunt mit dem offenen Cabrio zurück. Tags darauf war die schöne Zeit auch schon wieder vorbei und ich wurde abgebaut. Schottin und Skipper haben sich im ortsansässigen Segelladen noch Trockenanzüge zugelegt. Hätten Sie mal besser am ersten Urlaubstag gemacht. Nach einer herzlichen Verabschiedung beim Segelverein machten wir uns dann auf die Socken und fuhren bei schönstem Wetter wieder durch die Eifel nach Hause. Es soll nicht mein letzter Besuch am Steinhuder Meer gewesen sein.