Riva Cup am Gardersee 2017

Auf zum Gardasee! Der Weg dahin ist ja gar nicht mehr so weit. Wir sind am Morgen in Colico am Comer See gestartet und an der wunderschönen Ostseite des Sees entlang gefahren. Dann haben wir die bergigen Straßen verlassen und sind durch die Ebene in Richtung Gardasee gedüst. Ab Trobiolo war der See dann zu sehen und wir sind an dessen Westufer entlang bis nach Riva del Garda gecruised. Erstaunlich, wie viele Fahrzeuge hier in Italien rote Ampeln ignorieren, sogar vor Tunneln, und auch ein absolutes Überholverbot wird nicht immer beachtet. Aber es ist zum Glück alles gut gegangen. Am Porto St. Nicolo, dem Hafen am Ortsausgang von Riva angekommen, musste die Crew zunächst den Hafenmeister aufsuchen. Der zeigte Ihnen dann gleich auch den Platz, an dem ich stehe durfte. Sehr schön, mit Blick auf den Hafen und auf die andern Schiffe. Gleich bei der Ankunft kam uns auch schon Brüllkäfer entgegen der zum Auslaufen bereit war für ein wenig Schnuppersegeln mit gemischter Crew. Meine Crew bezog dann erst mal Ihr Quartier im Centro Vela, von dessen Balkon man einen wunderbaren Blick auf den Hafen und den See hat. Am nächsten Tag kam die Ora pünktlich gegen 13:00 und es stand die erste Testfahrt auf dem Gardsee für uns an. Einige den bekannten Schiffe und Crews waren auch schon auf dem Wasser. Die Crew trimmte mich gleich mal auf fast Starkwind und das stellte sich auch als richtig heraus, denn kaum aus der Hafeneinfahrt heraus, blies mir die Ora schon mächtig entgegen. Wir keuzten einige Schläge  hinauf und herunter. Es ist schon sehr beeindruckend an der steilen Felsenwand des Westufers vorbei zu segeln. Das Wellenfahren müssen die beiden aber noch sehr üben, ich schlage noch viel zu oft mit dem Bug auf dem Wellenkamm auf. Mal abgesehen davon, dass es sehr bremst, knallt es auch immer mächtig in meinem alten Rumpf. Bei jeder Welle schwappt dann auch ne Menge Wasser über mein Deck, so dass alle Lenzer die ganze Zeit offen gefahren werden müssen. Nach zwei Stunden sind wir wieder zurück im Hafen und alles wurde getrocknet. Auch alle anderen Schiffe kamen jetzt nach und nach herein. Während ich hier eine weitere lauschige Nacht am Hafen verbracht habe sind Schottin und Skipper mit der Crew von blue sunshine in die Altstadt von Riva unterwegs und haben es sich dort gut gehen gelassen. Am nächste Morgen lag der Gardasee, wie fast immer, spiegelglatt vor mir. Aber das sollte sich um die Mittagszeit mit Eintreffen der Ora wieder ändern. Also wurde ich aufgeriggt und es ging raus zur ersten Wettfahrt auf dem Gardasee. Auf dem Weg zur Startlinie baute sich schon eine schöne Welle auf und es blies auch schon mächtig. Die Schottin mahnte noch. „Pass bloß beim Start auf damit wir in kein Gerangel kommen bei dem starten Wind“. An der Startlinie war ein großes Getümmel an Schiffen. Wir Korsare waren auf der Bahn zusammen mit Dyas, 505er und 14Int’s, aber alle versuchten aufzupassen und sich gegenseitig genügend Platz einzuräumen. Beim Start waren alle wohl sehr nervös und hielten sich zurück. Wir starteten am Startschiff auf BB und legten gleich auf SbB um Richtung Felsenwand. Dann ein langer Schlag in die Mitte der Bucht. Wir lagen erstaunlich weit vorne im Feld denn um uns herum waren viele gute Bekannte. Dann wieder ein Schlag zurück Richtung Felsen. Plötzlich rief Skipper. „Wir sind schon viel zu weit, die Boje ist ja gar nicht so hoch oben“. Schnell wurde gewendet und es ging Halbwind mit einem Affenzahn der Luvtonne entgegen. Mit der Geschwindigkeit, die ich so laufen kann, hatten die beiden nicht gerechnet. Es kam eine größere Welle, die die Schottin im Trapez erfasste und kurzerhand nach hinten hinter Skipper beförderte. Die Kenterung war damit nicht mehr zu vermeiden. Eine den beiden Trinkflaschen machte sich auf den Weg, aber die Crew passte gut auf dem geliehenen Spibaum auf. Ich wurde schnell wieder aufgerichtet, stand aber mit der Nase Richtung Felsen. „Egal“ sagte Skipper, „Erst mal leer segeln, wenn wir so wenden liegen wir gleich wieder im Bach“. Mit der Schottin im Trapez und halb dichten Segeln war ich ruck zuck leer gesegelt und es konnte vorsichtig gewendet werden. Dann wieder volles Caracho Richtung Tonne. Wir waren immer noch so hoch über der Tonne das wir einen Halbwindkurs segeln mussten. Nur ein paar Sekunden später erwischte die Schottin wieder eine Welle und sie machte noch einmal den gleichen Bogen im Trapez um Skipper herum nach hinten. Diesmal schlug sie aber leider auf der Ruderpinne ein. Skipper rief noch „Pass auf, nicht auf die Pinne!!“ aber es war schon zu spät. Die Pinne war genau am Übergang zum Ruderkopf gebrochen. Manövrierunfähig! Oh Leck – welch ein Pech und dass  ich mich dabei wieder auf die Seite gelegt haben brauche ich ja wohl nicht extra zu erwähnen. Jetzt war überlegtes Handeln gefragt. Der Wind blies mit 6 Beaufort, die Wellen waren kappelig und das Felsenufer gar nicht so weit entfernt. Zunächst rollte Skipper die Genua ein und dann stellten die beide mich gemeinsam wieder auf. Die abgebrochene Pinne hing noch mit einem Fetzen Alu am Kopf und konnte noch gerade so von Skipper geborgen werden. Dann wurde flugs das Großsegel herunter genommen. Während dieser Zeit kam ein Sicherungsboot der Regattaleitung des FVR herangefahren und ein netter junger Mann, der aber allein auf dem Motorboot war, bot uns seine Hilfe an. Zunächst warf er uns seinen Enterhaken rüber und meinte den könnte man in den Ruderkopf stecken. Die Idee war gut aber da war eine Schraube im Weg. Dann gab er uns eine alte Schleppleine. Die band Schottin an den Bug und so wurde wir dann Richtung Hafen geschleppt. Welche Kräfte auf mein Ruder bei jeder Welle wirken, sollte Skipper noch wochenlang später in seinen Handgelenken spüren. Er hielt den ganzen Rückweg über den Ruderkopf mit zwei Händen und steuerte so hinter dem Motorboot her. Es wäre bestimmt schlauer gewesen mit einem der beiden Hilfspaddel, die ich ja immer an Bord habe, zu lenken, aber hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir im Hafen an und es waren gleich einige starke Jungs der Marine da, die der Crew halfen mich zu slippen. Ich war schließlich immer noch mehr als halb voll mit Wasser und dadurch sehr schwer. Auch andere Korsare waren schon im Hafen. So stand dort Plan-B dessen Crew Probleme mit dem Wind hatte und auch der rote Korsar schon stand da. Der hatte nach einer Kollision mit einem andern Schiff einen 30 cm langen Riss in seinem Rumpf und war damit sehr schwer beschädigt. Sollte dies nun mein einziges Regattaerlebnis am Gardasee gewesen sein? Noch nicht mal die erste Tonne gerundet! Die Crew stellt mich zuerst mal an meinen Platz und schaute nach, ob nicht etwa eines der Segel oder das Rigg noch einen Schaden genommen hatten. Aber das war zum Glück nicht der Fall, es waren lediglich die Trinkflaschen nicht mehr an Bord und die Sonnenbrille der Schottin. Den Spibaum hatten die beiden immer im Auge und auch der Pinnerest war mit an Land gekommen. Das war dann auch der ausschlaggebende Moment. Skipper sah sich die geborstenen Teile an und hatte auch schon gleich eine Idee wie man die Pinne behelfsmäßig reparieren könnte. Zuerst hieß es jetzt aber einmal für beide heiß duschen und trocken legen. Als die Crew dann auf Ihrer Terrasse saß und sich in der Sonne aufwärmte, kamen die restlichen Korsarsegeler nach weiteren zwei Wettfahrten nach und nach zurück in den Hafen. Jetzt da die anderen Crews wieder im Hafen waren, machte sich Skipper dort auf die Suche nach geeignetem Werkzeug. Die Korsarsegler sind ja in der Regel mit allem ausgestattet was man so braucht, außer meine Crew, der sind natürlich enge Grenzen gesetzt. Der MX ist schließlich kein Wohnmobil. So fand Skipper dann bei Brüllkäfers Crew einen Akkuschrauber und passende Bohrer und bei Space Bird eine Metallsäge und eine Feile. Dazu noch das zu Hause im Stausee beim Tauchen gefundene Paddel und eine kräftige lange Schraube. Jetzt hatte er alles zusammen und machten sich auf dem Balkon an die Arbeit. Aus dem Ruderkopf wurde die vordere Schraube entfernt und so konnte der Alustiel vom Paddel dort eingesteckt werden. Auf das andere Ende kam die Pinne. Damit das Ganze mehr Halt bekam wurde das Alurohr mit Tape soweit aufgedoppelt das es press in der Pinne saß. Als nächstes hat er ein Loch von oben durch alle Rohre in den Ruderkopf gebohrt und  mit der langen Schraube die Teile fest verschraubt. Jetzt noch an der Pinne vorn und hinten ein kleines „Angstsschräubchen“, damit das Ganze auch auf keinen Fall wieder auseinander rutschen kann. Das war’s, damit konnte man wieder segeln, oder es zu mindest versuchen. Zwischenzeitlich machte sich Schottin mit dem Enterhaken auf den Weg zum Fraglia Vela Riva (FVR) und suchte dort den Skipper vom Sicherungsboot auf. Über das herzliche Dankeschön für die geleistete Hilfe und die zurückgebrachte Leihgabe hat er sich dann auch sehr gefreut. Das war ein Tag voll Emotionen, aber ich habe eigentlich nie daran gezweifelt das die Crew das Beste daraus machen wird und mich irgendwie wieder segelfit bekommt. Ich bin schließlich auch schon mit getaptem Deck gesegelt. Abends auf der Terrasse wurde dann besprochen und analysiert was man machen kann, damit so etwas nicht noch einmal passiert. Ich lag derweil am Hafen mit Blick auf der rote Korsar. Für den waren die Regattatage hier in Riva zu Ende. Man hätte zwar bestimmt mit vereinten Kräften den Riss in seinem Rumpf flicken können, TourboLenzen Skipper Ingo hatte Epoxyd-Harz und Gewebe dabei, aber sein Steuermann hatte auch eine Verletzung abbekommen und damit konnte er nicht mehr segeln. Schade für Ihn aber ich bin guter Dinge, dass wir bald wieder unser Schwerter auf dem Wasser kreuzen. Am nächsten Morgen schien wieder die Sonne und es sah nach einem richtig schönen Segeltag aus, aber wir sind ja hier in Riva und da tickt die Ora etwas anders. Gerade mal raus auf die Regattabahn, schon fing der Wind an aufzufrischen und es wurde auch ungemütlich kalt. Wir segelten einen Lauf, Skipper behandelte das Ruder wie ein rohes Ei und die Schottin hob bei jeder Welle Ihren Allerwertesten über den Wellenkamm. Dazu kam dann noch, dass die beiden diesesmal auch wussten wo die Luvtonne lag. Kurz gesagt der Lauf war ganz ordentlich für diese widrigen Verhältnisse. Der zweite Lauf ließ dann ewig auf sich warten. Mehrfach hat die Wettfahrtleitung die Startlinie verlegt und auch den einen oder anderen Start versucht und wieder abgeschossen. Das Resultat: Alle hatten so richtig kalt. Auch meine Crew fror und wollte eigentlich schon zurück segeln. Sipper sagte “ Noch 10 Minuten; wenn er dann nicht anschießt fahren wir zurück“. Er schoss innerhalb der 10 Minuten an und so segelten wir auch der zweiten Lauf an diesem Tag mit. Wieder passte die Crew sehr gut auf und meisterte etliche kniffelige Situation. Beim letzten Raumkurs ließen sie meinen Spi in der Tüte. Es war nicht mehr genügend Power an Bord zum Spi segeln bei dem starken Wind. Nach der Zieldurchfahrt lenkte Skipper mich dann auch nicht mehr zum nächsten Start sondern Richtung Hafen. Die beiden hatten schon auf dem Spischenkel entschieden, dass das Weitersegeln unterkühlt und mit zu wenig Kraft zu gefährlich werden könnte. Eine Kenterung wollten sie auf keinen Fall riskieren. Wohlbehalten und ohne weitere Blessuren kamen wir dann im Hafen an und waren wieder nicht die einzigen, die dies so entschieden hatten. Ich wurde geslippt, zum trocknen abgestellt und konnte später dann die Abendsonne genießen. Der letzte Segeltag war dann relativ unspektakulär. Die Ora war nicht ganz so stark als den Tagen zuvor und so konnte die Crew zwei schöne Läufe segeln. Trotzdem war die Crew auch nach diesen beiden Wettfahrten platt. Ich wurde, wie alle andern auch, erst mal abgestellt. Viele Schiffe wurden schnell abgeriggt denn die Crews wollten sich am gleichen Tag noch auf den Heimweg machen. Meine Crew lies es etwas gemächlicher angehen, da die Rückreise erst für den nächsten Tag geplant war und das sie dabei die Siegerehrung verpassten, ist eigentlich  ein no go , aber das lag an einer Fehlinformation bezüglich der Uhrzeit. Das war natürlich schade. Der Abend klang für viele Crews mit einem gemeinsamen Abendessen aus. Am nächstem Morgen hieß es dann anspannen und ab Richtung Heimat. Der Weg führte zuerst am Westufer des Sees vorbei Richtung Süden, über die Autobahn vorbei an Mailand und dann quer durch die Schweiz. Da der Gotthardpass nun offen war, lies es sich die Crew nicht nehmen, die Route über den Pass zu nehmen. Auf der französischen Autobahn trafen wir auch noch einmal Brüllkäfer. Zuhause angekommen hieß es erst einmal alles richtig trocknen. Bis zur nächsten Regatta sind ein paar Wochen Zeit in den das Ruder, das Deck und noch ein paar Kleinigkeiten repariert werden müssen. Und dann ist da ja auch noch das neue Spirosystem, das Skipper einbauen darf. Bin gespannt wie das funktioniert.

ah- so gewonnen hat GER 3791 mit Axel und Gerd an Bord

Ergebnis

Bilder aus Riva vom FVR bereitgestellt

ein Video der Highlights vom FVR liegt hier

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