Im Herbst 2012 hatte ich noch ein makelloses Deck. Kaum ein Kratzer war zu finden. Klar, ich stand ja auch 10 Jahre nur in einer Halle und zuvor wurde ich auch kaum gesegelt. Mit Skipper und Schottin zusammen ist das jetzt ganz was anderes. Da geht es richtig zur Sache und es bleibt nicht aus, dass mal der Spibaum oder Großbaum auf das Deck plumpst und ich bekam auch bei der einen oder anderen Kenterung ne Schramme mit. Aber jede kleine Delle ist schließlich „gelebt“ und Skipper gibt sich viel Mühe es immer wieder zu heilen. Fast jedes Jahr hat er mein Deck angeschliffen und mindestens einmal lackiert. Aber am schlimmsten sind die feinen Risse im Lack, die in meinem Deck mit der Zeit entstanden sind. Man sieht sie zunächst nicht. Erst wenn das Holz darunter sich dunkel verfärbt zeigen sie sich. Dann ist es aber für eine kosmetische Reparatur zu spät. Skipper hat diese Stellen bisher immer sofort lackiert, aber es werden immer mehr und sie werden hässlich. Er hat sich daher entschlossen das Deck komplett zu überarbeiten. Um die Rissbildung zu stoppen will er mein Deck mit Epoxyd und einer Glasfasermatte laminieren. Dazu muss zunächst einmal der alte Lack komplett ab. Er versuchte doch glatt den Lack mit einem Rutscher und 40er Papier zu entfernen. Da hätte er ne Woche für gebraucht. Ein Versuch mit Baumarktabbeizer scheiterte auch. Selbst nach einer längeren Einwirkzeit zeigte sich mein Decklack unbeeindruckt. Wenn man aber den Lack mit einem Heißluftföhn auf die richtige Temperatur bringt, kann man ihn mit einer Spachtel abschaben. Das hat eigentlich ganz gut geklappt bis auf die Stellen an denen das Furnier am Lack fester gehaftet hat als am Holz. Da sind jetzt Riefen im Furnier entstanden, weil die Spachtel es mit angehoben hat. Mal sehn was daraus wird. Auch die Stellen, an denen der Föhn das Holz zu heiß gemacht hat, müssen bestimmt noch extra behandelt werden. Als der alte Lack abgeschält und zusammen gefegt war, staunte Skipper nicht schlecht. Zwei Eimer voll Material kamen da zusammen.
Das Deck sah jetzt ganz schlimm aus. Dunkle und helle Stellen wechselten sich ab und es gab jede Menge Kratzer und Riefen im Furnier. Als er dann aber ein kleines Stück vom Restlack befreit hatte und darunter mein rohes Furnier zum Vorschein kam, sah die Sache schon wieder gar nicht so übel aus. Nun war jede Menge Schleifarbeit angesagt. Das Deck, die Scheuerleiste und die Cockpit Verkleidung wurden von der Crew mit 80er Papier vom Restlack befreit. Anschließend haben sie alles mit 180er und 320er Papier glatt geschliffen. Dann war ich für das Aufbringen des Glasgewebes vorbereitet. Das 108g Leinwandgewebe hat die Crew einfach auf mich drauf gelegt, mit Epoxidharz übergossen und das Harz so lange mit Schaumwalzen verteilt bis das Gewebe gleichmäßig getränkt war. Jetzt durfte ich bei 20 Grad Temperatur und 50% Luftfeuchte so lange trocknen bis das Harz gerade noch klebrig war. Dann wurden nacheinander drei weitere Harzschichten aufgetragen mit jeweils ca 5 Stunden Trockenzeit dazwischen. Dann kehrte in der Garage weihnachtliche Ruhe ein. Kein Wunder es war heilig Morgen fünf Uhr.
Zwei Tage später hat Skipper dann das überstehende Gewebe mit einem Cuttermesser abgetrennt und alle Schnittflächen geschliffen. Die Durchführungen für Wanten, Genua und Trapez mussten extra bearbeitet werden da das Gewebe dort bis unter das Deck reichte. Die Barberholer Öffnung hat er aufgefräst, da dort später eine größere Durchführung eingebaut werden soll. Dann hat er die Schnittflächen wieder zweimal mit Harz gestrichen. Irgend etwas ist dabei schief gegangen. Auch nach 4 Tagen waren die Stellen an denen der letzte Anstrich aufgetragen wurde nicht ausgehärtet. Entweder stimmte das Harz/Härter Verhältnis nicht oder die Temperatur der Garage war zu gering. Als eine Woche später die Stellen immer noch nicht richtig hart waren hat er den weichen Auftrag mühsam wieder entfernt. Anschließend wurde das ganze Deck samt Cockpit Einfassung angeschliffen und erneut mit einer Lage Harz gestrichen. Nach zwei Tagen war das Harz dann ausgehärtet und es hätte weitergehen können. Da kam aber der Jahreswechsel, ein Wintereinbruch und der Winterurlaub der Crew dazwischen. So wartet ich glatt acht Wochen bis Skipper sich wieder in der Garage blicken ließ und es weiter ging. Da mein Spiegel mittlerweile so ramponiert und hässlich ist hat die Crew entschieden ihn weiß zu streichen. Das ging sozusagen in Einem da die weiße Farbe eh für den Anstrich vom Schwert angemischt werden musste. Es waren dann noch 3 weitere Anstriche nötig bis die Farbe richtig deckte. Dann ging es endlich mit meinem Deck weiter. Das Epoxid musste gründlich glatt geschliffen werden. Die glatten Flächen ließen sich noch gut mit dem Exzenderschleifer bearbeiten, aber die Cockpiteinfassung und die Scheuerleiste musste Skipper in mühevoller Handarbeit geschliffen werden. Aber es lohnte sich, den als er mit dem 400 Papier fertig war und allen Schleifstaub abgesaugt hatte war mein Deck glatt wie eine Glasfläche. Die Garage wurde dann auf 50% Feuchtigkeit und 20 Grad gebracht und Skipper fing mit dem Lackauftrag an. Er entschied sich die einzelnen Lackschichten „nass in nass“ aufzubringen. So kam an einem Samstag alle 2 Stunden eine neue Schicht Perfection Plus Klarlack hinzu. Dabei brauchte er für jede Lage immer etwas weniger Lack (150,130,105 und 90ml). Nach 4 Schichten begann dann die Trockenphase die dann 5 Tage dauerte.
Das sah dann schon wieder richtig gut aus. Satt, glatt und glänzend. Es hat prima geklappt, dieses „nass in nass“ streichen und es hätte von mir aus auch so bleiben können. Aber Skipper wollte noch 2 weitere dünne Lackschichten auftragen. Da das Deck durch die Glasfasermatte und das Epoxyd etwas dunkler geworden ist sollte der UV-Schutz maximal werden und ein Nachdunkeln soll ja verhindert werden. Dazu wurde der schöne Lack wieder mit 320er und 400er Papier angeschliffen, abgesaugt, picobello vom Staub befreit und dann zweimal nass in nass lackiert. Am nächsten Tag konnte ich in der Sonne und an der frischen Luft austrocknen. Wenn Skipper dann alle Beschläge und Strecker eingebaut hat bin ich endlich wieder segelfertig. Ich freu mich.