Das Loch

Bin immer noch sprachlos. Na ja fast, die Bilder sprechen für sich. Wie das Loch in meinen Rumpf kam steht ja schon bei der Auerhahn Regatta Schluchsee 2016.

Hier kann ich mich jetzt auf die bevorstehende Reparatur konzentrieren. Bei den Nachfragen vom Skipper bei verschiedenen Bootsbauern kam heraus das ich ein wirtschaftlicher Totalschaden bin da die Reparatur zwischen 2000 und 2500€ kosten würde. Ich glaub denen piepst wohl, das kleine Loch! Der Eigner von Sir Toby meinte, als er ein Bild gesehen hatte, das er sich da nicht wirklich dran traut. Und der ist Schreiner. Da war der Skipper aber erst recht motiviert. Die Jungs aus der GFK Fraktion des RSC meinten „Mit Epoxyd ist das alles kein Problem“. Na-ja, je mehr man fragt umso mehr Antworten und auch Tipps erhält man. Aber viele waren nützlich. Die Crew wollte in 4 Wochen nach Langen zum „Cremat Cup“. Also hieß es „Crew gib Gas“, bis dahin muss ich wieder seetüchtig sein. Egal wie es aussieht ich will dort aufs Wasser.

Die Reparatur beginnt mit einigen Recherchen im www und E-Mails mit andere Korsarseglern. Die Frage war immer „Welche Hölzer hat Herr Vötterl an mir verbaut?“. Gabun-Furnier fürs Deck und Teak für die Scheuerleiste waren die Ergebnisse. Also wurde ich aufgeladen und zu verschiedenen Schreinern gekarrt um zu sehen ob was passendes zu bekommen war. Das passt zwar alles nicht so ganz aber mal sehen was daraus wird.  Morgen geht’s los …

Tag 1: Überall wurde der alte Lack innen und außen entfernt. Dann den gesplitterten Rumpf leimen, pressen und trocknen lassen. (2h)

Tag 2:  Das Stück Bordwand was noch vorhanden war wurde etwas zurecht geschliffen und wieder eingeklebt. Damit steht die grobe Form des Rumpfes wieder. Dann wieder eine Nacht trocknen. (2h)

Tag 3: Ein Stück Bootsbausperrholz wird zugeschnittenen, unter das Deck geklebt und fest gezwungen. Dann werden innen die Hohlkehlen mit angedicktem Epoxidharz aus gespritzt. (3h)

Tag 4: Es geht runter vom Silpwagen auf die Luftmatratze und dann ab auf die Seite – das kenn ich noch vom letzten Jahr. Nach 3 Lagen Epoxy und Matten bin ich innen schon so gut wie neu. Aber es kommt bestimmt noch ne Matte drüber. So jetzt ist wieder mal Zeit zum trocknen. Morgen gehts bestimmt weiter. Ups, wo kommt die braune Brühe denn auf einmal her? Das ist kein Epoxid sondern Wasser! Irgendwo muss im Doppelboden wohl was undicht sein. Hmm da muss wohl noch wer danach suchen. Viel Spass Skipper, hast ja sonst fast nix zu tun :-). (3h)

Tag 5: Über Nacht getrocknet ging es zuerst wieder in die Waagerechte. Dann wurden mit der Oberfräse die brüchigen Stellen vom Deck entfernt und die Öffnung für die neuen Scheuerleiste modelliert. Das war vielleicht ne Fisselarbeit. Und wieder Krängung. Diesmal auf die andere Seite, aber das macht mir ja nix, bin schließlich ne Jolle. Die erste Lage der Außenhaut konnte heute auch noch laminiert werden. So jetzt wieder ne Nacht aushärten. (5h)

Tag 6: Ein Stück Scheuerleiste musste her. Irgendwie war nichts gescheites zu finden. Aber da waren ja noch die Gartenstühle die seit 15 Jahren Wind und Wetter trotzen. Das Holz sieht genau so grau und verwittert aus als meine Scheuerleiste. Und Teak scheint es auch zu sein. Ich glaube da muss wohl ein Stuhl „dran glauben“. Nach einigen Stunden Schnitts- und Fräsarbeit waren dann auch die passenden Teile angefertigt. Dann noch ein Zwischenbrettchen einpassen und das Ganze komplett mit Epoxidharz einsetzen und verschrauben. Dem Stuhl fehlt jetzt ne Querstrebe, aber er bekommt bestimmt was anderes an die Stelle geschraubt. Wieder heißt es 24 Stunden trocknen bis es weitergeht. (7h)

Tag 7: Weiter geht es. Zunächst haben Schottin und Skipper das Karussell wieder angeworfen und mich auf den Rücken gedreht. So konnte dann die Innenseite des Decks fertig laminiert werden, weil sie ja jetzt „untern“ ist. Anschließend wurden die ersten Feinarbeiten an der Unterseite der Scheuerleiste gemacht und noch alle Fugen von unter her versiegelt. Und wieder heißt ne Nacht lang aushärten. Ich gewöhn mich langsam schon an den Rhythmus. (5h)

Tag 8 und 9: Die weiteren Feinheiten der Außenhaut wurden in Angriff genommen. Erst mal mit Glasfaserspachtel, dann mit Feinspachtel. Das Ganze mehrere Male und dazwischen immer wieder schleifen, schleifen, schleifen. Zu guter Letzt folgte der erste Anstrich mit 2 Komponenten Vorstrichfarbe. Jetzt sieht man von dem Loch schon fast nichts mehr. (4h)

Und weil ich grad so schön auf dem Rücken liege hat Skipper die Trockenzeit zwischen den einzelnen Schleif – Spachtel Arbeitsgängen genutzt, … um mir mit 1000er Nasspapier den Dreck der Seen und die Spuren der einzelnen Steganlagen abzuschleifen. Auf der einen Seite fühl ich mich grad wie neu gepeelt. Die andere kommt bestimmt auch noch dran. (1h)

Tag 10: So wars auch. Nachdem die Farbe trocken war wurde die andere Seite gewaschen, geschliffen und ich kam endlich wieder in die Waagerechte. Dann war dann noch die Qual der Wahl bei der Furnierauswahl. Skipper  hatte mehrere Schreiner abgeklappert und einige Furnierstücke zur Auswahl mitgebracht. Da das selbe Furnier ja nicht mehr zu bekommen wurde etwas Ähnliches ausgesucht. So wird man die Scharte für immer als Mahnung sehen. Als nächstes kam wieder die Oberfräse an die Reihe. Es wurde eine kleine Treppe für das Furnier gefräst. Zum Schäften war dem Skipper das Furnier zu dünn. Anschließend ein Furnierdreieck einpassen. Bei ersten Versuch war die Maserung nicht schön gerade. Also nochmal und dann passt es auch, – Prima. Das Dreieck mit Epoxyd einsetzen und dann wieder ne Nacht beschwert ruhen. Ach so, der Rumpf wurde ja auch nochmals weiß gestrichen. (6h)

Tag 11: So jetzt bekommt die Sache langsam ein „Gesicht“. Zunächst wird mit der Öberfräse die Scheuerleiste in die grobe Form gebracht. Dann die Feinarbeiten so lange mit der Hand schleifen bis die Scheuerleiste fertig ist. Fühlt sich schon richtig gut an. Das eingesetzte Furnier Dreieck liegt jetzt eine Fingernageldicke tiefer als der Rest vom Deck. Das wird jetzt mit einer ersten Schicht Epoxyd ausgleichen. Dann wird gerade noch ein letztes Mal den Rumpf weiß gestrichen und ich darf heute in der Sonne trocknen. (4h)

Tag 12: Heute war Ruhetag da die Epoxdyschicht so dick war und noch einen Tag aushärten gebrauchen konnte. Ich lag also nur in der Sonne rum.

Tag 13:  Die zweite Schicht Epoxyd wurde heute aufgetragen. Nicht zu vergessen das die erste Schicht zuvor ausgiebig angeschliffen wurde. Die Sonne schien wieder schön mild so dass ich die Nase wieder den ganzen Tag in die Sonne strecken konnte. (2h)

Tag 14: Wieder ein Tag zum faulenzen bis das Epoxyd komplett ausgehärtet ist und man es schleifen kann. Die beiden Schichten sind jetzt genauso dick wie die 6-8 Lagen Klarlack die mittlerweile auf meinem Deck „ruhen“. Was nun noch fehlt sind ein paar dünne Klarlack Schichten.

Tag 15: Vor der ersten Klarlack Schicht wird nochmals gründlich geschliffen bis die Oberfläche eben ist. Dann eine Runde Klarlack drüber. Das sieht jetzt schon aus wie fertig. Es fehlen aber noch min. 2 Schichten Klarlack. (2h)

Tag 16: Mal kurz in der Mittagspause einmal schleifen und streichen. (1h)

Tag 17: Wieder in der Mittagspause einmal schleifen und streichen. (1h) Das war der letzte Arbeitsschritt. Jetzt noch richtig trocken und es kann endlich wieder aufs Wasser gehen.

Was wurde eigentlich so alles gebraucht?  Ein paar Bögen Schleifpapier verschiedener Körnung. Ein paar Dreieckschleifer Papiere. Ein neuer Fräser für die Oberfräse. 200g Epoxyd. Ein paar Matten Gewebe (ca. 1/2 mq). Etwas Glasfaser-Spachtel und Glasfaser-Feinspachtel. 10 billige Pinsel. 2 gute Pinsel. Vorstrich- Grundierung für außen. Kreppband, Bootsfarbe für Außen. 1000er Nassschleifpapier. Bootsbausperrholz. Furnier. Klarlack. Ca. 50 Arbeitsstunden.

Und nicht zu vergessen ein alter Gartenstuhl.

Danke Stuhl

da war doch noch was … Die braune Brühe die aus meinem Mittelschot kam … da musst du aber im Winter noch nach suchen Skipper – gell …

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