Die Crew hat mich unverhofft vor ein paar Wochen auf den Kopf gestellt und meinen Verklicker in den Schlamm unseres Stausees getaucht. Dabei hat Skipper die Gelegenheit genutzt und mein Unterwasserschiff unter die Lupe genommen. Was er dort sah, war gar nicht erfreulich. Alle Risse, die er vor ein paar Jahren ausgebessert hatte, waren wieder zu sehen und es sind auch noch einige hinzugekommen. Es muss also wieder etwas dagegen getan werden, und wenn schon keine Regatta gesegelt werden konnte, wollte Skipper die lauwarmen Spätsommertage nutzen um meinen Rumpf zu überarbeiten. Da sich die Rissbildung mit spachteln und neu lackieren nicht aufhalten lässt und die Erfahrungen mit meinem neu laminierten Deck recht positiv sind, gibt es nur eine Alternative: Mein Rumpf muss auch mit Glasgewebe eingepackt werden. Es ging dann nach der 7-Schwaben Regatta vom Alpsee sofort in die Garage. Das Procedere was dann kam, kenn ich ja schon. Runter vom Trailer auf den Slipwagen, Schwert und alle anderen Innereien ausbauen und verräumen und dann mittels zweier Talien in die Senkrechte. Zunächst versuchte Skipper den weißem Lack mittels Heißluftfön und Spachtel vom Holz zu kratzen. Das hat aber gar nicht funktioniert, da löste sich nichts. Also fing er an zu schleifen und nach 2 Tagen war die eine Seite vom weißen Lack befreit. Anschließend hat die Crew mich auf den Rücken gedreht und es wurde die andere Seite geschliffen. Das Ergebnis war leider nicht zufriedenstellend. Der komplette Rumpf war total fleckig. Das kam daher, dass der ursprüngliche Lackauftrag aus einer Lage Polyester (Epoxyd gabs zu der Zeit noch nicht), einer Lage Grundierung und mehreren Lagen weißer Farbe bestand. Es half alles nichts, es musste alles alte Material vom Holz herunter. Schließlich soll ja der neue Auftrag überall den selben Untergrund vorfinden.
Das hat dann insgesamt eine Woche in Anspruch genommen, wobei Skipper ausreichende Pausen eingelegt hatte. Besonders hartnäckig war der Lackauftrag in der Hohlkehle. Diese musste er zudem auch noch komplett von Hand schleifen. Als der alte Lack entfernt war, war dann auch klar, wo die Risse herkamen. Das Sperrholz hat an einigen Stellen Stöße, und da Holz bekanntlich arbeitet, kommt es an diesen Stellen zu feinen Rissbildungen, die der Lack alleine nicht mehr halten konnte. Skipper hat auch nicht schlecht gestaunt als der die vielen Nägel, Schrauben und Klammen sah, mit denen meine Planken zusammengezimmert sind. Es zeigte sich außerdem, dass mein Kielschwein an einer Stelle eine längere Zeit feucht gewesen sein muss. Dort ist das Holz schwarz verfärbt. Da wir Holzschiffe laut Bauvorschrift mittlerweile auch keine Kielleiste aus Metall mehr brauchen, hat Skipper entschieden, dass ich auch keine mehr bekomme. Neben einigen Rissen hat er dann auch alle Schraubenlöcher zugespachtelt. Da mein Schwert auch einige Blasen im Lack hat, hat er das auch noch bis aufs Carbon runtergeschliffen und verspachtelt. Nachdem die Spachtelmasse getrocknet und verschliffen war wurden die Garage und ich sorgfältig vom Schleifstaub befreit.
Anschließend hat die Crew mit dem Laminieren begonnen. Zunächst wurden alle Materialien bereitgelegt und das 49g leichte Gewebe sorgfältig auf mich drauf gelegt. Die Bahnen überlappten ca 5 cm und standen genügend über die Scheuerleiste über. Die beiden entschieden, dass das Gewebe auch in die Hohlkehle der Scheuerleiste reichen sollte, damit der Verbund Leiste und Rumpf weiter verstärkt wird. Das Epoxyd Harz hat eine Verarbeitungszeit von 45 Minuten und aus der Erfahrung mit dem Decklaminat wusste die Crew das ca 150ml in dieser Zeit verarbeitbar sind. Es wurden dann 5 Becherpaare mit Harz und Härter abgewogen und bereitgestellt. Dann kann man gegen Ende der ersten 150ml die nächste Mischung anmischen und nahtlos weiter auftragen. Dies hat dann ca 3 Stunden gedauert und mein Rumpf war fertig eingepackt. Jetzt hieß es erst mal einige Stunden ruhen bevor die nächste Lage Harz aufgetragen wurde. Von Begin des Auftragens sollten ca 5 Stunden vergehen wobei die Temperatur in der Garage ca 20 Grad betragen sollte. Das hat auch einigermaßen gepasst und so kamen zwei weitere Lagen auf mich drauf. Dann als der nächste Morgen graute kehrte Ruhe in der Garage ein. Die nächsten Tage sollte das Laminat erst mal richtig aushärten.
Ein paar Tage später ging es dann weiter. Skipper schnitt das überstehende Gewebe mit einem Cuttermesser ab und anschließend hat er meinen Rumpf komplett mit 240er Papier geschliffen und gleich die Hohlkehle der Scheuerleiste nochmals gestrichen. Die vier Lenzer wurden vom Klebeband befreit und sauber verputzt. Da er an einigen Stellen das Laminat etwas zu dünn geschliffen hatte entschied er nochmals Harz aufzutragen. Es kamen wieder ca 100ml Epoxy mittels Gummispachtel auf mich drauf und wurden ausgiebig gerollt. Im selben Arbeitsschritt hat er dann auch das Schwert mit dem Harz gestrichen. Und wieder hieß es ein paar Tage trocknen. Das Schwert hats gut, es darf im Wohnzimmer aushärten. Die ganze Prozedur hat die Crew einige Tage später nochmal wiederholt. Somit sind jetzt 5 Lagen Harz auf meinem Holz.
Als alles richtig ausgehärtet war, wurde wieder mit 240er und 320er Korn geschliffen bis ich überall schön glatt war und dann pikobello von Schleifstaub befreit. Die Lenzer und die Scheuerleiste hat er sorgfältig abgeklebt und die Schraubenlöcher für die Schwertlippen vorgebohrt. Jetzt konnte der erste Anstrich mit weißer Farbe erfolgen. Es wurde 330ml fertig gemischte Farbe gebraucht um den ersten Anstrich vorzunehmen (Rumpf und Schwert). Der Versuch die Farbe mit der Gummispachtel aufzutragen, was beim Harz hervorragend geht, scheiterte, da der Farbfilm so dünn ist das die Farbe sofort antrocknet. Also hat die Crew die erste Lage mit Schaumwalzen gerollt. Trotz sorgfältigem Entstaubens und Abwischen mit Azeton kamen es an einiger Stellen zu Körnchenbildung. Wahrscheinlich haben die beiden den Lack zu dünn ausgerollt und dabei zu fest auf die Schaumwalzen gedrückt., oder das Azeton war noch nicht genügend abgelüftet. Wie auch immer – nach drei Tagen trocknen hat Skipper den Lackauftrag wieder angeschliffen. Dann sollte die zweite Lackschicht aufgetragen werden. Diesmal wurde mein Rumpf nach dem entstauben mit dem Staubtuch an Stelle von Aceton mit der Perfection Verdünnung No9 abgewaschen. Anschließend hat die Crew die Farbe mit Schaumwalzen satt aufgetragen. Sie haben etwas mehr Farbe (360 ml) benutzt und mit weniger Druck auf die Walzen gearbeitet. Diesmal gab es keine Bläschen oder Körnchen im Lack und Skipper war mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Drei Tage später dann wieder die gleiche Prozedur: Schleifen mit 320er Korn, entstauben, abwaschen und Lack auftragen, diesmal 300ml. Das war einen Tick zu wenig Farbe und hat fürs Schwert nicht mehr gereicht. Jetzt nach vier Schichten Lack deckt die weiße Farbe auch sehr schön. Das Wetter war die nächsten Tage hervorragend und so konnte ich bei offener Garage und leichtem Durchzug sehr gut trocknen. Die Crew war in der Zeit immer am See und ist mit dem Dickschiff rumgesegelt.
Nach vier Tagen des Trocknens fing die Schleiferei mit dem Nassschliffpapier an. Skipper wollte in den nächsten Tagen mit 1000er, 2000er und 3000er Papier je einmal den Lack von Hand schleifen. Als das 2000er Papier dran war zeigte sich, dass es ein paar Stellen gab, an der die Farbe nicht 100% tig deckte. Es schien ein wenig dunkler Schimmer durch. Das konnte so natürlich nicht bleiben, es musste noch eine Lage Lack drauf. Gleich wurde noch ein Gebinde Farbe bestellt und der schöne glatte Lack mit 400er Korn wieder etwas angeraut. Damit der letzte Auftrag schön glatt wird, hat er sich im Baumarkt teure blaue Schaumwalzen mit der Beschreibung „extra für feinste Oberflächen-Ergebnisse“ gekauft. Als die Crew dann die Farbe mit diesen Walzen auftrug, waren sie gar nicht erfreut. Die Walzen verpickelten den Lack, da sie sich auflösten. So ein Scheiß!. Sie wechselten dann wieder zu den billigen Walzen und trugen eine Lage Farbe satt auf. Nach mehreren Tagen war der Lack ausgehärtet und die Schleiferei fing wieder von vorne an. Um die Pickel weg zu bekommen hat Skipper erst einmal mit 600er Papier angefangen und dann jeweils mit 1000, 2000 und 3000er Körnung weiter gemacht, bis ich dann perfekt glatt war. Das hat, da es reine Handarbeit war, auch einige Tage gedauert. Jetzt war dann noch die Poliermaschine an der Reihe. Dabei hat er mich mehrfach mit 3M Fine Compound bearbeitet um auch alle Schleifspuren zu beseitigen und um dann mit 3M Finish Politur den Lack noch auf Hochglanz zu polieren. Das war’s jetzt konnte ich wieder umgedreht werden.
Das Umdrehen geht prima, da die Garage mittlerweile an den markanten Stellen kräftige Haken bekommen hat. Ups, da war doch mal ein Loch damit das Wasser aus der Spitrompete läuft. Das muss auch wieder da hin. Jetzt stand noch ein Klarlackanstrich des Decks an. Dafür mit 400 Papier einmal anschleifen, dann entstauben streichen und trocknen. Und weil’s Skipper beim ersten mal nicht schön genug war, weil er es zu schlecht verschlichtet hatte, hat er’s zwei Tage später gerade nochmal gemacht. Dann ist es aber sehr schön geworden und es konnte alles wieder eingebaut werden. Zum Abschluss hat er dann die jährliche Runde mit verschiedenen Schraubendrehern über alle Schrauben und Befestigungen gemacht. Ich bin ja ein echtes Holzschiff, arbeite nämlich und lockere im Laufe des Jahres selbstständig die ein oder andere Schraube, die mir ins Holz gedreht wurde. Nachdem dies auch gemacht war wurde ich nach drei Monaten Aufenthalt in meiner Werft von der Crew verladen und in meine Wintergarage verfrachtet. Da ist es jetzt schön ruhig und ich kann bis zur nächsten Saison noch ein paar Monate dösen.