Ich war das nicht !

Was ist den hier los? Das gibt’s doch wohl nicht. In meiner Garage steht ein anderes Schiff. Mir wird ganz mulmig, die Crew wird doch wohl nicht … Nach dem ersten Schreck hab ich dann gesehen das es Prinz von Baden ist der da auf meinem Platz steht. Der wird die Woche vom Skipper repariert weil seine Crew sich am Trichter auch mal dumm dran gestellt hat und selber keine Zeit dazu hat. Sie haben versucht wendefix zu versenken und dabei haben sie Ihm ganz schön die Schnauze demoliert. Im Bug ist ein Loch da kann man glatt ne Kinderfaust hindurch stecken. Kommt mir irgendwie bekannt vor.  Mir ging es schließlich auch mal so ähnlich. Jetzt hat der Prinz noch Glück das er ne Plastikschüssel ist und nicht etwa aus Holz. Skipper hat sich dann auch gleich an die Arbeit gemacht. Zunächst hat er die losen zerborstenen Teile beseitigt und die Ränder des Lochs etwas begradigt. Damit der Bug auch wieder stabil wird hat er einen Kohlestab von einem „Lenkdrachen“ (Das Wortspiel hat aber nix mit dem Schotten vom Prinz zu tun) eingepasst und zusammen mit einem Stück Multiplexplatte aus Pappelholz eingeklebt.

Anschließend hat er Innen aus Pappe, die er zuvor mit Frischhaltefolie beschichtet hat, eine Schalung gebastelt. Gegen die wurde dann die Innenwand mit Glasfaserharz aufgebaut. Als das Harz ausgehärtet und entformt war musste die Fläche vor dem weiteren Verspachteln erst wieder gründlich aufgeraut werden. Nach zwei Lagen Epoxidfeinspachtel war die Innenseite schon wieder fast wie neu. Die Außenhaut war aber in dieser Lage nicht wieder ordentlich herzustellen. Der Prinz musste auf’s Kreuz gelegt werden. Also Ausräumen, runter vom Trailer und über die große Luftmatratze auf den Kopf gestellt. Damit haben die Schottin und Skipper ja Erfahrung. Talien, Bänder und Gurte sind mittlerweile immer bereit. Ich lag schließlich schon auch mehrere male in der Garage auf dem Deck.

Zuerst wollte Skipper nun die beiden Hohlräume mit Styrodur auspolstern, aber die waren dazu viel zu verwinkelt. Er mischte dann 3mm Glasfaserschnipsel mit Harz und stellte damit die Füllmasse her mit denen die Hohlräume ausgefüllt wurden. Nachdem auch dieses Harz ausgetrocknet war musste die entstandene Fläche angeschliffen werden. Nun war Feinarbeit angesagt. Der gute Teil des Rumpfes musste ca 3 mm breit auf die Hälfte der Außenhautdicke geschäftet werden. Mit dem Dremelchen und einer guten Portion Geduld war das dann auch irgendwann geschafft. Das Laminieren der Außenhaut war jetzt der nächste Schritt. Dazu hat er zunächst eine Lage Carbon und dann vier Lagen Glasfasermatte in verschiedener Ausrichtung aufgebracht. Anschließend war war dann erst mal Ruhe und trocknen angesagt. Einen Temperofen wäre jetzt gut gewesen. Aber die ganze Garage mit dem Prinzen drin auf 50 Grad heizen geht nicht mal im Hochsommer. Aber ein bisschen getempert hat der den Prinzen mit der Glühlampenmethode dann doch.

Technisch war Prinz von Baden jetzt schon wieder regattatauglich. Aber so kann ein Prinz natürlich nicht umher segeln, wie sieht das den aus! Skipper hat die ausgehärteten Flächen gründlich plan geschliffen und dann mehrfach mit Epoxidfeinspachtel überarbeitet. Danach hat er ein paar dünne Schichten Lack aufgetragen.

Als der Prinz trocken war konnte er wieder umgedreht und auf den Trailer gelegt werden. Der letzte Arbeitsschritt stand nun noch an. Schleifen und Lackieren der Innenwandung. Auch das war bald erledigt und Prinz von Baden ist jetzt wieder schön. Jetzt aber raus aus meiner Garage ich will schließlich auch noch etwas gepflegt werden vor der nächsten Regatta. Und trichtere deiner Crew ein das sie in Zukunft besser aufpassen sollen.