Badetag im März

Das erste Training, Anfang März 2017, war gerade mal zwei Wochen vorbei und schon trafen wir uns Samstags Morgens wieder mit Brüllkäfer in Bosen. Dieses mal waren wir nicht alleine auf dem Segelgelände. Es waren eine Menge Segler da, die Ihre Schiffe aus der Winterpause herausholten und segelfertig machten. Auch ein paar Surfer heizten schon über den See. Nach einem kurzen Hallo mit Brüllkäfers Crew wurde ich auch schon aufgebaut. Meine Crew hatte diesmal die uralten Elvstrøm Segel dabei, da etwas mehr Wind angesagt war und Skipper diese mal ausprobieren wollte, auch der etwas ältere BM Spi wurde eingebaut und die neue dicke Starkwindschot für die Genua. Das Wetter war schön und die Böen wurden immer stärker. Also rauf aufs Wasser. Brüllkäfer war ein paar Meter vor uns und bis meine Crew mich startklar hatte war er schon Mitte See. Als wir die Bugspitze aus der Seglerbucht herausgestreckt hatten, wussten wir auch wieso. Hier draußen war richtig Hack. In Böen waren es gute 5-6 Windstärken. Der Trimm den die Crew eingestellt hatte passte und so konnte ich auch richtig Gas geben. Eigentlich wollte Skipper ja wissen wie ich mit den Elvstrøms so klar komme und wie die Höhe ist, die ich im Vergleich zu Brüllkäfer laufen kann. An diesen Test war aber dann nicht zu denken, kämpfte die Crew doch die meiste Zeit mit dem sehr bockigen Wind, der zudem auch noch dauernd drehte. So kam es dann auch bald dazu, dass uns eine Leewatsche erwischte und ich unfreiwillig wendete. Blöd das die Schottin noch im Trapez eingeklinkt war und so hinter dem Großbaum fest hing.  Gerade bevor ich Wasser schöpfen wollte, konnte Skipper die Kenterung durch Loswerfen von Groß und Genua vermeiden. Wir wollten schließlich nicht schon im März baden gehen. Anschließend sind wir dann meist Halbwind kreuz- und quer über den See gesaust und hatten einen heiden Spaß. Irgendwann haben wir uns dann mit Brüllkäfer am oberen Ende des Sees getroffen und sind unter Spi den See hinunter. Nach eine Halse erwischte uns eine große breite Bö. Alle drei Segel standen richtig, das Schwert war halb oben und so konnte ich endlich der Crew mal zeigen, was ich wirklich drauf habe. Brüllkäfer vor uns hatte die Bö auch erwischt und so sind wir beide volle Kanne über den See geflogen. Man hörte bestimmt alle vier Crewmitglieder über den See kreischen. Kurz bevor es Zeit war den Spi zu bergen drückte die Bö aber nochmal mächtig nach. Da Skipper in dem Moment auch noch etwas Luven musste, damit wir an der Steganlage vorbei kamen, sorgten diese zwei Ereignisse dafür, dass ich große Krängung bekam. Skipper fierte das Goss voll auf, die Schottin ließ den Spi in Lee los, aber es half alles nichts. Der Wind drückte mich ganz gemächlich, fast in Zeitlupe, auf die Seite. Das Wasser schwappte über mein Deck und schwupp lag ich auf der Seite und die Crew im Bach. Skipper war gleich auf dem Schwert und dirigierte die Schottin zum Bug damit Sie mich mit der Schnauze im Wind halten konnte während er mich aufrichten wollte. Die Mastspitze war dann auch bald einen Meter aus den Wasser als mein Schwert langsam aber unaufhörlich im Rumpf verschwand. Die Belegklemme war noch offen. Skipper konnte sich irgendwann nicht mehr halten und plumpste wieder ins kalte Wasser. Also schwamm er ums Heck, drücke das Schwert wieder hinaus und belegte es. Als er dann wieder auf dem Schwert angelangt war sah er die Bescherung. Der Wind hatte uns zwischen zwei Stege getrieben und dort war ein Aufrichten nicht möglich. Irgendwo wäre sicher etwas dabei kaputt gegangenen. Es dauerte dann nur noch ein paar Sekunden bis mein Mast und die Segel unter dem Steg steckten. Gut das Brüllkäfer in der Nähe war. Er setzte seinen Schotten auf dem Steg ab und der kam uns sofort zu Hilfe. Skipper war mittlerweile wieder im Wasser und versuchte die Genua und den Spi zu bergen, die Schottin versuchte mich vom Steg fern zu halten. Es waren gute 20cm Wellen mit Schaumkrönchen. Der ein oder andre Anduzer war also unvermeidbar. Es dauerte noch eine ganze Weile bis die Drei mit vereinten Kräften die Segel geborgen, mich unter dem Steg hervor gezogen und wieder aufgerichtet hatten. Mein Spibaum, den die Schottin zwischenzeitlich auf dem Steg abgelegt hatte, machte sich selbständig und verschwand in den Fluten. Kurze Zeit später wurde er aber treibend auf dem Wasser gesichtet und Brüllkäfers Steuermann sammelte ihn wieder ein. Es hat sich also ausgezahlt das Skipper alle alten Bohrlöcher im Winter zugegossen hatte. Jetzt hieß es erst mal leersegeln und lenzen. Das übernahmen der Skipper und der Schotte vom Brüllkäfer. Zwei, drei kurze Schläge und schon war das meiste Wasser durch die Hecköffnungen abgelaufen. Dann die Schotten wieder tauschen und den Heimweg antreten. Skipper und Schottin haben vor Kälte so gezittert,  dass mein ganzer Rumpf vibrierte.  Aber es half nicht, da musste sie durch und den einen langen Schlag zurück in die Seglerbucht segeln. Es blies immer noch mit 5-6 Windstärken und es war auch immer noch sehr bockig. Nach ein paar Minuten des Kämpfens erreichte wir den Steg. Ich wurde sofort geslippt und die Crew sprintete zum Auto um sich um zu ziehen. Dabei ist Ihnen gar nicht aufgefallen, dass es Brüllkäfer, der kurz hinter Ihnen segelte, auch umgehauen hatte. Seine Crew war bei einer starken Bö auch nicht mehr in der Lage Ihn zu halten und bohrte seinen Mast ebenfalls in den Grund des Bostalsees. Sie konnten Ihn aber schnell und allein wieder aufrichten und sind dabei noch nicht einmal nass geworden. Profis halt. Auch Brüllkäfer wurde gleich geslippt und so standen wir  beide mit leichten Blesuren nebeneinander an Land. Wir hatten beide total verbogene Verklicker und reichlich Matsch an den Mastspitzen. Die Brüllkäfer Crew fackelte nicht lange und legte Ihn auf die Seite, damit sie die Mastspitze sauberwaschen und den Verklicker wieder gerade biegen konnten. Nachdem meine Crew endlich wieder warm hatte, wurde ich auf Schäden untersucht. Außer ein paar kleinen Schrammen im Rumpf ist aber nichts schlimmes passiert. Dann wurde ich schon mal abgebaut und Brüllkäfer samt Crew drehte noch ne kurze Runde. Nach ein paar Schlägen waren sie aber auch schon wieder zurück an Land. Die Finger des Steuermans konnten die Schot nicht mehr halten und meldeten sich mit Krämpfen. Na- ja es hackte auch immer noch. Anschließend wurden wir Schiffe gemütlich abgebaut und die Crews genehmigten sich zum Abschuss noch ne Brotzeit. Dann ging es den kurzen Weg Richtung Heimat. Zu Hause muss jetzt erst mal mein Mittelshot getrocknet werden, da das sicherlich voll gelaufen ist bei der langen Zeit, die ich im Wasser liegen musste.

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