Ich wusste schon am Donnerstag Abend wo es am Wochenende hin gehen sollte. Als Skipper zwischen die ganzen Segelklamotten etliche Flachen Cremant verstaute war es mir schon klar – nach Langen zum Segelclub Dreieich an den Waldsee. Samstags morgens in aller Frühe sind wir los. Es war schon sehr kalt und zugig auf der Fahrt, was für den Cremant in meinem Bauch nicht so schlecht war. So blieb er schön gekühlt. Christian der dieses Wochenende eine Heuer als Schotte bei Traumschiff hatte öffnete uns das Tor und wir sind auf das Gelände gefahren. Die coronakonforme Begrüßungsrunde mit den schon anwesenden Teilnehmern dauerte diesmal etwas länger als sonst. Die meisten hatten sich das ganze Jahr noch nicht gesehen und so gab es viel zu erzählen. Ein paar Crews hatten ein Schottenwechselspiel angefangen und starteten später in ungewohnter Paarung. Einige Newcomer waren angereist und auch Sturmvogel, der neue Klassenclown, war in ungewohnter Besetzung da. Nach der Begrüßungsrunde wurde ich vom Sekt befreit und aufgebaut. Nachdem die Crew alle Einbahnstraßen im Club in Augenschein genommen hatte, ging es zur Steuermannsbesprechung. Da staunten die beiden dann sehr. Karin verkündete, dass der DSCL die Langener Waldsee Regatta in WAP Cremant Cup umbenannt und damit meiner Crew gewidmet hat. Oh leck, welch eine Ehre! Aber eigentlich müsste es ja Schëff Cremant Cup heißen, bin ich es doch, der das Prikelwasser seit einigen Jahren in seinem Bauch nach Langen schippert. Aber ich freue mich sehr über diese Ehre. Von den 20 gemeldeten Crews hatten leider doch noch 4 abgesagt, so dass wir zusammen mit 15 anderen Schiffen dem Startbram folgten. „Gut dass das jetzt passiert ist – gut dass das jetzt passiert“ ist sagte Skipper nachdem er zur Kontrolle den Spi hochzog. Der ging nämlich nicht hoch, weil er falsch angeschlagen war. Schottin musst flugs aufs Deck klettern, den Wirrwarr lösen, und das Herz des Spi neu anknüpfen. „Gut dass das jetzt passiert ist“ sagte sie anschließend zu Skipper. Wir kamen trotz dem Missgeschick rechtzeitig zum Start und gruften uns noch etwas ein. Der erste Start ging ohne Probleme über die Bühne. Fast alle hatten Mühe den ständig drehenden Wind richtig einzuschätzen. Wir rangelten uns mit Saftschubse und Kraftzwerk um die Tonnen und kamen als siebte ins Ziel. Der zweite Lauf, bei dem wir uns mit Babarella keinen Luvkampf auf dem Spikurs lieferten, verlief noch besser und brachte den fünften Platz ein. Beim Start zum dritten Lauf lag die Linie etwas schief zum Win, sodass die Backbordseite stark bevorzugt war. Also versuchte jeder sein nächstes Luvboot nach oben zu luven. Die Quittung war dann ein Gesamtrückruf. Erst einer dann ein Zweiter und dann noch der Dritte und dazwischen jeweils die obligatorische Wartepause. Das zog sich hin, bis der Crew so langsam kalt wurde. Die nächste Startsequenz war gerade im Gange und wir lagen nahe an der Linie, als Schokorsarhne die Linie entlang in Luv an uns vorbei fuhr. Sein Skipper öffnete auf meiner Höhe das Groß und seine Baumnock krallte sich mein Vorstag. Er drehte mich wie in einem Karussell nach Lee mit sich um. Es dauerte einige Sekunden bis Schokorsarhne’s Skipper mein Vorstag gelöst und mich befreit hatte. So stand ich nun mit der Nase zur Leetonne gerichtet als der Startschuss ertönte. Wir sind dann dem Feld hinterher gehechelt und haben uns noch den Neunten Platz erkämpft. Jetzt rächten sich die drei Fehlstarts. Die Regenfront, die die ganze Zeit schon über uns hing, entleerte Ihre Fluten. Es schüttete wie aus Eimern und bald stand so viel Wasser in mir das die Crew lenzen musste. Kommt mir doch irgendwie bekannt vor hier in Langen. Trotzdem war die Stimmung bei den Seglern hervorragend und es wurde auf dem Weg zum Hafen viel gelacht und gescherzt. Wie auch schon letztes Jahr hatte der DSCL seinen Mover im Einsatz. Auch meine Crew kam in den Genuss und ich wurde elektrisch die steile Slipanlage hoch gezogen. Oben angekommen hörte der Regen etwas auf und ich wurde nass in nass eingepackt. Macht mir ja nichts, ich bin schließlich ein Schiff. Die Crew verschwand schnell in der Umkleide und fand sich bald mit den anderen zum Cremant – Sundowner ein. Auch wenn dieses mal die Sonne nicht mehr so recht herauskommen wollte. Nach dem leckeren Abendessen folgt in Langen traditionsgemäß das Ausfechten diverser Spiele, die der Zeremonienmeister Christian immer mit eigenen Regeln erfindet. Das musste diese Jahr leider ausfallen da die Corona Abstandsregeln nie im Leben hätten eingehalten werden können. Da geht’s mir besser. Meine Abstandsregeln lautet „Immer eine Mastbreite Platz zu andern Schiffen und zum Grund, und immer Körperkontakt mit der Crew halten“. Christian ließ es sich nicht nehmen das Zwischenergebniss zu verkünden. Mit 7, 5 und 7 lagen wir auf Platz acht und weil das die Mitte der Teilnehmer war bekam die Crew ne Flasche Wein geschenkt. Vom Rest des Abends und der Nacht hab ich nur mitbekommen das es fast ohne Ende regnetet. Einmal gab es ein dumpfes Geräusche als BeGeHeNi durch das viele Wasser, das sich auf seiner Persening sammelte, nach Achtern kippte und er mit seinem Spiegel am Boden aufdutze. Zum Glück ist nicht viel passiert. Bei meinem Slippwagen hat Skipper extra ne Stütze eingebaut, so dass ich immer schräg stehe, damit das Regenwasser ablaufen kann. Als es Morgen wurde und es zu regnen aufhörte, trudelte meine Crew ein und hießte erst mal alle meine Segel zum trocknen. Es war für diesen Tag noch ein Lauf geplant und Wettfahrtleiter Jürgen machte sich auch pünktlich mit dem Bram auf den Weg. Wir waren, nachdem die Crew alle Algen vom Schwert und Ruder entfernt hatte, pünktlich an der Startlinie. Wie auch am Tag zuvor war die linke Seite an der Leetonne bevorzugt und Skipper wollte dort starten. Ein paar Sekunden vor dem Startschuss drehte der Wind noch mehr nach links und ich konnte die Tonne nicht erreichen. Skipper fiel ab, legte um und fuhr auf Steuerbordbug hinter dem ganzen Feld über die Linie. „Jetzt sind wir erst mal Letzte“ murmelte er zur Schottin. Es konnte ab jetzt nur noch besser werden, und das wurde es auch. Die beiden reagierten auf alle Dreher so gut es ging und kämpften sich in den drei Runden bis in die Mitte des Feldes vor. Der siebte Platz war bei dem verpatzten Start ein versöhnlicher Abschuss der Wettfahrt. Dann ging es ein letztes Mal die steile Rampe hinauf. Beim abbauen und verladen ließen es die beiden gemütlich angehe, da es noch früh am Mittag war. So war dann auch noch Zeit für das eine oder andere Schwätzchen. Bald darauf riefen Karin und Christian zur Siegerehrung auf der Terrasse des DSCL. Die war wie immer kurzweilig. Zum Gruppenfoto kamen alle mit Maske auf die Treppe und nach der Verabschiedungsrunde sind wir dann auch langsam los Richtung Heimat.
ah- so gewonnen hat vajra mit Reiner und Sonja an Bord
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