IDM 2019 am Wörthsee

Fast hätte ich zu Hause bleiben müssen. Die Crew hat ein bisschen geschlampt und die Ausschreibung nicht ordentlich gelesen. Sonst hätten sie gesehen, dass das Meldegeld im Vorfeld zu zahlen war. Das hatten sie glatt verpennt. Nur weil new beetle Schotte Chris sie darauf aufmerksam gemacht hat, hat die Meldung dann doch noch geklappt und ich durfte teilnehmen. Das war knapp! Tags darauf, als sich die Aufregung gelegt hatte, wurde ich reisefertig gepackt. Ich war gespannt auf den Wörthsee, denn dort war ich noch nie gewesen und die Crew sicherlich auch nicht. Die Fahrt am Mittwoch Nachmittag war lang und auch die Stauumfahrungen brachten keinen Vorteil. Aber wenigstens sind wir gefahren. Es war dann spät abends und stockdunkel als wir ankamen und es dauerte etwa, bis die Crew im Dunkeln den Parkplatz der Pension und einen Stellplatz für mich gefunden hatte. Als sie anschließend nach dem Gästehaus suchten, kam ihnen zum Glück die Crew von Beija Flor entgegen. Die kannten sich schon aus und zeigten den beiden den richtigen Eingang. Der Weg zum Segler Verein Wörthsee war nicht weit und mittels einer Taschenlampe auch schnell gefunden. Im Clubheim waren schon viele Crews versammelt und es erklangen gerade die letzten Töne bayrischer Blasmusi, die bis dahin zur Eröffnung der IDM aufgespielt hatte. Leider hatten die Segler das Abendessen schon komplett weggeputzt, aber die Schwester von DiLiTannten Skipper Dirk bereitete meiner Crew ne deftige Vesper, die keine Wünsche offen ließ. Kurz darauf gab es dann noch spontane handgemachte Musik von Sgt. Peppers Skipper Andy, die lautstark und textsicher von so mancher Schottin begleitet wurde. Gerade als er wish you where here, anstimmte fiel der Strom aus und einige Clubmitglieder machten sich auf die Suche nach dem Fehler. Den Sing Sang störte das nicht, es wurde einfach bei Kerzenschein weiter gesungen. Bald huschten ein paar Gestalten im Dunkeln über den Platz in die Kellerräume. Skipper war auch dabei und hat sich fast die Finger an der heißen Sicherung verbrannt. Es hat ne Weile gedauert, aber dann ging das Licht wieder an. Spät in der Nacht sind die beiden dann zu ihrer Pension zurück gekehrt.

Am nächsten Morgen wurde ich in aller frühe aufgebaut. Es war schließlich IDM und ich musste noch an der Vermessung teilnehmen. Zuerst kamen die Segel dran. Die wurden ausgerollt und dann von der neuen Vermesserin abgestempelt. Das muss Sie aber noch üben, denn der Stempel ist total verschmiert und gar nicht mehr zu erkennen. Dann wurde ich vom Hauptvermesser in Augenschein genommen. Mein neues Ruder wurde gewogen und hatte doch tatsächlich noch das gleiche Gewicht wie bei der Erstvermessung. Auch alles andere an mir fand er für soweit in Ordnung. Bis auf die seitlichen Spischotauslässe. „Die hab ich nicht gesehen, aber die musst du mal umbauen“ sagte er zu Skipper. Der war wohl nicht bei der IDM 2016. Ich will ja nicht klug scheißen aber da wurde am 26.5.2016 folgendes unter Top 3.4 gesagt und im Protokoll festgeschrieben:

„Als weiteres Thema hinsichtlich der Bauvorschriften spricht der Technische Obmann an, daß sich seit Jahren das Gerücht halte, eine Spischot-Führung durch seitlich am Rumpf angebrachte Umlenkrollen sei unzulässig. Dieses Gerücht sei seiner Auffassung nach haltlos, da keine Regel in den Bauvorschriften zu finden sei, die eine seitliche Spischot-Führung ausdrücklich verbiete. In dieser Auffassung werde er durch den DSV bestärkt. Die einzige Regelung, die möglicherweise als Verbot einer seitlichen Spischot-Führung mißverstanden werden könne, beziehe sich laut DSV eindeutig nur auf stehendes Gut. Deshalb wolle er mit der heutigen allgemeinen Besprechung dieses Thema als für ein für allemal erledigt verstanden wissen. Die Versammlung bestätigt dies durch entsprechenden zustimmenden Beifall“.

Ansonsten hatte er aber nichts zu beanstanden. Anschließend gab es für mich und die Crew eine weitere Premiere. Ich wurde mit einem Kran ins Hafenbecken gehoben. Beim ersten Versuch bin ich aber fast nach vorne aus den Gurtbändern gerutscht. Die müssen bei mir ganz weit vorne angelegt werde, da ich im Bugbereich viel schwerer bin als die Plastikschiffe. Als das korrigiert war, hing ich einigermaßen waagerecht und konnte über die Kaimauer gehoben werden. Das war mal eine interessante Erfahrung. Die offizielle Begrüßung durch den Vereinspräsi war pünktlich. Auf der Steuermannsbesprechung erklärte er dann den Up-Down Kurs und sagte, dass er von Anfang an mit der Flagge U starten will. Danach sind alle auf das Wasser und in Richtung Start gefahren. Der Wörthsee ist überschaubar, man sieht von der Mitte aus überall das Ufer. Das Wasser ist sehr sauber und war auch noch relativ warm. Es herrschte ein leichter Wind von Südwest und die Crew hatte mich auf Leichtwind getrimmt. In meiner Spitrompete lag der schwarze Spi für den Downwindkurs. Pünktlich um 12 Uhr war dann der erste Start. Dass die Flagge U dann, wie angekündigt, auf dem Startschiff gezeigt wurde, schien einige Crews nicht so richtig zu interessieren den es gab an diesem Tag 8 Frühstarter, die auch disqualifiziert wurden. Meine Crew passte am Start gut auf und ließ sich nichts zu schulden kommen Sie hielten sich bei allen drei Starts immer etwas zurück, starte in zweiter Reihe am Startschiff und legten dann sofort nach Steuerbord um in den freien Wind. Da sich die beiden auch aus allen Zweikämpfen und Rangeleien an den Tonnen heraus hielten, kamen an diesem Tag die Plätze 18, 19 und 32 zustande. Damit hatte sie in diesem starken Feld von 48 Schiffen nicht gerechnet und waren entsprechend happy. Nach den Rennen schob mich Skipper in die Gurtschlaufen des Krans und ich wurde ganz sanft aus dem Hafenbecken gehoben und auf meinen Slipwagen gesetzt. Ich stand dann dort und trocknete während direkt gegenüber ein Freibierfass angeschlagen wurde. Außerdem gab es für die Crews auch jede Menge Leckereien zu futtern. Das war mal eine tolle Sache, denn nach einem langen Segeltag sind die Segler doch immer hungrig und auch durstig. Nachdem die Crew gestärkt und ich zugedeckt war, verschwanden die beiden zunächst mal zum relaxen in ihren Pension. Abends gab’s dann einen Pastaabend und der Wettfahrtleiter spendierte der Crew ne Flasche Wein für Skippers Hilfe bei der Fehlersuche in der Stromversorgung. Das war mal nett und die Flasche wurde von den dreien auch gleich mal verkostet. Zu Ihnen gesellte sich dann noch der Obmann des Protestkomitee, der auch die Wettkampfregeln aus dem eff eff beherrscht. Die beiden waren sich auch einig über die Wetterprognose für den nächsten Tag. Die besagte, dass der erste Start wohl erst um 12 Uhr sei, obwohl  die Startbereitschaft für 10 Uhr angesetzt war. Es dauerte nicht lange und der offizielle Teil des Abends begann. Die Jahreshauptversammlung der Klassenvereinigung fand statt. Es gab einige Berichte zu hören und dann noch über einen Antrag von Spacebird’s Skipper zu beraten. Der wollte, dass man das Kielband bei Plastikschiffen auch weglassen kann. Warum nur bei Plastikschiffen? Wenn die das weglassen dürfen, will ich als Holzschiff das aber auch können. Man einigte sich schließlich darauf, dass er den Antrag verbessert und bei der nächsten IDM nochmal neu vorträgt. Irgendwann fiel dann wieder der Strom im Clubheim aus und da Skipper mittlerweile wusste wo der Sicherungskasten hing und wo die Ersatzsicherungen lagen, war der Stromausfall an diesem Abend  nur von kurzer Dauer. Müde, aber gut gelaunt ist die Crew dann irgendwann Richtung Koje gegangen. Die Stromversorgung scheint in Steinebach nicht immer zu funktionieren, denn der Heimweg war wieder nicht beleuchtet, aber das Handy der Schottin hatte noch etwas Saft um den Weg zu beleuchten.

Ich bin ja nicht empfindlich, aber es war schon lausig kalt als ich am Freitag Morgen aufgebaut wurde. Da war es wieder, das Wetter bei dem die Crew nie segeln wollte: Kalt, regnerisch und grauer Himmel. Aber ich wurde trotzdem mit dem Kran ins Wasser befördert und bald darauf sind wir auch schon zu Startlinie gesegelt. Bei den Läufen an diesem Tag wurde wieder mit der Flagge U gestartet. Der Wind war erheblich stärker als am Vortag und viele Dreher liefen durch die Bahn. Wieder versuchte Skipper uns aus allen Zweikämpfen und Kollisionen heraus zu halten und das gelang auch fast immer. Einzig die Begegnung mit Kraftzwerg war kritisch. Er kam bei böigem Wind auf der Kreuz von Steurbord auf mich zu und die Crew sah ihn zunächst nicht. Als Skipper Ihn endlich bemerkte, war es zum Abfallen zu spät. Er rief der Schottin zu, die noch im Trapez stand „Wende“ und fing an einzulenken. Das war aber für die Schottin die noch eingeklinkt war viel zu früh, sie hing dann am Draht unter dem Großbaum und ich fing an zu krängen. Zum Glück kam in diesem Moment Kraftzwerg in Luv an mir vorbei und deckte meine Segel ab. So konnte ich die Kenterung vermieden und die Schottin konnte sich ausklinken. Wer hätte das gedacht, dass man einmal froh über eine Abdeckung ist. Die Ergebnisse an diesem Tag waren nicht ganz so gut wie am Vortag, aber auch nicht schlecht. Die Ansage in diesem Feld immer eine „drei“ vorne stehen zu lassen haben die beiden mit den Positionen 38, 40 und 26 fast geschafft. Dass es auf dem Wasser immer viel kälter ist als an Land und das man dort immer noch mehr friert, hätten die beiden eigentlich auch wissen müssen. Zwischen dem zweiten und dem dritten Lauf fuhr 0815 neben uns her und dessen Steuermann rief zu Skipper herüber. „Hey jetzt zitterns wenigstens alle gell“! Über diesen Gag konnten beide herzhaft lachen. Der Troki wäre die bessere Wahl gewesen, aber nach dem krahnen, dem ersten Schluck Kaltgetränk und ein paar Häppchen war die Kälte verflogen. Ich hab ja nix davon, aber den Crews scheint das mächtig gefallen zu haben, denn die Stimmung war sofort hervorragend. Den Abend konnten dann alle frei gestalten, einige sind zum Oktoberfest nach München aufgebrochen, andere sind zu einem Reggae-Konzert gefahren. Schottin und Skipper blieben beim Club und haben sich mit der Crew von forever wet einen gemütlichen Abend gemacht.

Der Samstag  sollte wettertechnisch ähnlich werden wie der Freitag. Er wurde es auch, nur mit noch mehr Wind und vor allem sehr böig. Gegen halb neun, also noch fast in der Nacht baute die Crew mich auf, weil die Startbereitschaft für 9:30 angesetzt war. Kaum auf dem Wasser und abgelegt, löste sich mein Großbaum aus dem Lümmelbeschlag, weil Skipper das Unterliek nicht stramm genug angesetzt hatte. Und das bei dem Hack. Mit vereinten Kräften gelang es den beiden den Beschlag wieder einzurasten. Den Trimm hatten sie auf Starkwind eingestellt, sich selbst aber nicht so richtig. Beim ersten Start unterschätzte Skipper den Wind, wir erreichten die Startboje nicht und mussten einen Steuerbordstart hinlegen. Ha, und das bei der IDM!! Dazu kam noch, dass er versäumt hatte, das Spifall festzusetzen. Es hing locker herunter und schlang sich um die Fock, die sich dadurch nicht ausrollen ließ. Bis das alles geregelt war, war das komplette Feld an uns vorbei und wir waren das letzte Schiff das beim Startschiff über die Linie ging. Wenigstens haben wir freien Wind unkte Skipper und machte einen langen Schlag nach rechts. Danach einen weiteren nach links über den ganzen See und schon hatten wir einen Anlieger ans Luffass. Jetzt mussten wir nur noch durch das entgegenkommende Feld hindurch. Die Luftlöcher hinter den Spinackern der anderen waren bei dem bockigen Wind nicht ohne und fast hätte mich dort ein heftiger Drücker umgeworfen. Skipper hielt die Schottin gerade noch fest, so dass sie nicht nach vorne in mein Groß plumste. Wir konnten ca 10 Schiffe überholten und kamen nicht als letzte ins Ziel. Beim zweiten Lauf wurde es noch heftiger. Der Start war sehr gut, aber am Ende der ersten Kreuz riss mir die Cuningham meiner Genua. Die hatte dann keine Vorliekspannung mehr und ließ sich natürlich auch nicht mehr rollen. Die Crew hat mich dann aber doch noch zwei Runden durch den Lauf gesegelt, auch wenn Skipper Bedenken hatte, dass die Genua das aushält. Wir wurden viele Plätze nach hinten durchgereicht, sind aber immerhin noch als 34te angekommen. Nach der Zieldurchfahrt meldete die Crew uns dann bei der Wettfahrtleitung mit technischem Defekt ab und wir sind zurück zum Hafen gesegelt. Das Anlegemanöver bei 30 kn zwischen den Dalben war dann auch tricky, aber als die Segel erst mal unten waren war alles ok. Ich wurde während die 9 Wettfahrt lief gekrahnt, abgebaut und reisefertig verpackt. Wir waren nicht die einzigen, die Probleme hatten. Einige Schiffe sind gekentert und mit uns waren unter anderem auch wendefix, 0815, beija flor und just for fun im Hafen. Nachdem der 9 Lauf zu Ende war, kamen alle Schiffe zurück zum Club. Der Wettfahrtleiter lud zur Besprechung ein und ließ über einen 10ten Lauf abstimmen. Da der Wind auf Nord gedreht hatte und die meisten eh genug gesegelt hatten war das Ergebnis fast einstimmig. Das hatte dann auch die sofortige Wassertaufe der Sieger zur Folge, die unter lautem Beifall stattfand. Schnell war auch das Freibierfass vom Wettfahrtleiter angeschlagen und das Bier lief sofort in Strömen. Es war eine tolle Stimmung, die bis zu mir auf den Platz herunter schallte. Irgendwann wurde es dann ruhiger, da alle Schiffe in meiner Nachbarschaft verladen waren und sich die Crews auf den Partyabend mit Siegerehrung vorbereiteten. Meine Crew kam dann mit dem MX vorbei und zog mich auf den Parkplatz zur Pension. Für mich war damit die IDM vorbei, für die Crew noch lange nicht. Die machte sich bald auf zum Festabend. Der begann mit einem Sektempfang der Siegercrews, gefolgt von einem tollen Menü. Bei der anschließenden Siegerehrung wurden alle Mannschaften aufgerufen, geehrt und bekamen einen Preis. Meine Segelnummer wurde an der Stelle 35 aufgerufen und damit war meine Crew auch zufrieden. Nach lautstarkem Jubel für die Sieger und dem Ende der Siegereehrung baute eine Live Band ihre Instrumente auf und fing auch  gleich an diese zu benutzen. Die freigeräumte Fläche wurde sofort als Tanzfläche genutzt und es wurde ein toller Abschiedsabend beim SVW. Wann meine Crew den Abend beendet hat und ob der Heimweg beleuchtet war, habe ich nicht mitbekommen. Ich wurde von ein paar Eichhörnchen abgelenkt, die ständig über mein Deck huschten. Am nächsten morgen, nachdem alle gefrühstückt hatten, wurde ich angekoppelt und Richtung Heimat gezogen. Die Stecke war zum Glück staufrei und nach einem Zwischenstopp in Stuttgart waren wir noch vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause. Das war eine superschöne Meisterschaft mit vielen neuen Eindrücken bei einem gastfreundlichen und herzlichem Segler Verein Wörthsee. Da will ich wieder hin.

hier noch einige Bilder von Gudrun und Andreas

ah-so gewonnen hat rut un wiess mit Silja und Gerd

Ergebnis1   Ergebnis2

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