Die Bügelfrage

Nicht das da was verwechselt wird – ich bin ein Schiff  – das einzige was ich bügele sind Wellen… aber hier geht es um was anderes.

Ich weiß es noch genau…
Als ich das erste mal in Inheiden vor dem Clubgelände stand und von der Crew aufgeriggt wurde, kam eine Korsaren-Skipperin und gesellte sich zu uns. Sie erzählte, dass sie sich schon viele Jahre als Wanderschottin verdingt, mittlerweile aber ein eigenes Schiff besitzt. Die Crew und sie plauderten nett während des Aufbaus. Und ich dachte noch – das geht mir heute zu lasch. Aber irgendwann stand dann auch mein Mast. Als die Fock dann angeschlagen wurde fiel den beiden auf, dass die Endlos-Fockschot nicht vorne um den Mast lief. Also Mast wieder runter… Na ja – Irgendwann war dann alles an seinem Platz. Mit einemdas Bügelchen Lächeln zeigte Skipperin dann auf meinen Großschotbügel und meinte „Was ist das den für ein Bügelchen.“ Ich war erstaunt, den zu der Zeit als ich gebaut wurde, war der Bügel der letzte Schrei. Es gab Schiffe mit Traveller und einige wenige mit Bügel. Ich war eines davon. Als ich dann aber mal bei den andern Schiffen nachgesehen hatte was heute so angesagt ist, war mir klar was sie meinte. Mein Bügel war nicht so hoch wie die Bügel der Anderen, da fehlen mindestens 25cm bis zum Baum. Also musste hier nachgebessert werden. Einen Traveller oder ein Großschotdreieck einzubauen geht nicht, das passt bei mir gar nicht. Ein höherer Bügel musste her. Aus Edelstahl und verstellbar sollte er sein, damit man ihn je nach Mastfall mit verstellen kann und die Seitenkräfte muss er ab können und nicht so klobig soll er sein und unter der Transportpersening verschwinden und …

Meine Vorgaben wurden dann im Winter vom Skipper umgesetzt. Aus Edelstahlrohr hat er einen Bügel gebogen der sich passgenau in zwei Standrohre versenken lässt.  Die Standrohre wurden genau wie der alte Bügel amBügel_neu Schwertkasten verschraubt. Die Seitenkräfte werden über neue Verstrebungen nach BB und SB abgeleitet.  So entstand ein stabiles Rohrdreieck, welches den verstellbaren Bügel trägt. Die Höhenverstellung ist mit einigen Löchern in den Rohren und Klappnasenbolzen realisiert.  Der Bügel lässt sich komplett aus den Standrohren herausziehen, damit passt auch alles unter die Persening.

Der Bügel wird erneuert

Mir würde der Bügel so wie er ist vollkommen genügen, und ich kann das Groß auch damit prima halten. Da aber Skipper und Schottin den Bügel ab und zu mal als Rollator – Haltegriff missbrauchen, hat er nach zwei Regattajahren doch schon sehr gelitten. Der obere Teil ist so sehr verbogen dass er sich nur noch sehr schwer in die unteren Führung stecken lässt. Den zu erneuern wäre dann aber auch nur ne Lösung für ein bis zwei Jahre. Also muss Skipper wohl oder übel das Ganze ne Nummer stabiler bauen. Die Suche nach geeignetem Edelstahl Rohr war schwieriger als man denken sollte. Kein ortsansässiger Schlosser hatte was da und wenn er was bestellen konnte waren es dann gleich mal 6 Meter lange Rohrstücke. Bei aller Liebe, was sollte Skipper mit dem Rest machen. Er könnte glatt eine Bierleitung vom Bug zum Heck und zurück durch in meinem Rumpf verlegen. Aber es fand sich dann, nach langem Suchen, doch im großen WWW ein Händler der die passenden Rohre liefern konnte. Hoffentlich passen die beiden Rohre ineinander. Der Außendurchmesser des Bügels ist genau so groß als der Innendurchmesser der Ständer-Rohres. Leider passten die Rohre dann doch nicht ineinander und so musste er das innere Rohr etwas verjüngen, heißt schleifen und polieren. Dann gings weiter mit dem Ausbau des alten Bügels und dem vergrößern der Löcher am Schwertkasten. Etwas Schwertkastenholz musste noch weg gestemmt werden und dann passten die neuen Rohre auch fast schon. Das Kniffelige an der Angelegenheit war das Ausrichten der Rohre. Sie müssen absolut parallel stehen und dürfen sich später auch nicht verbiegen oder verziehen (so wie die Alten). Die vier Streben vom alten Gestell hat er wieder gerade gebogen und damit konnten sie wieder verwendet werden. Jetzt muss noch jemand gesucht werden der die mir die Stäbe im Rumpf verschweißt. Den suchen wir ab morgen, also erst nächstes Jahr.

Zum Schweißen musste ich dann in die Metallwerkstatt. Der Schweißer hat sich sehr bemüht sehr feine Nähte zu legen. Leider ist das Ständerrohr dann doch zu heiß geworden und hat sich leicht verzogen. Skipper und er mussten gemeinsam, mit Gewalt und Hammer, die Rohre wieder trennen. Dann zu hause war Schleifarbeit angesagt bis die Rohre wieder ineinander passten. Anschließend mussten noch drei feine Kerben zum Einrasten der Umlenkrolle in den Mini Traveler gefeilt werden. Jetzt fehlte nur noch die Befestigung der Grosschot. Diese sollte sich mit einem Handgriff lösen lassen damit die Länge der Talie geändert werden kann. Eine Öse, aus 3mm Draht, die sich nicht aufbringt, war die Lösung. Jetzt ist der neue Bügel fertig und kann getestet werden.

weiter …